Neubau eines Einfamilienhauses in München - Oberföhring, 2016-2019
Im Nord-Osten Münchens entstanden im Laufe des 20. Jahrhunderts vor allem in den Vororten Siedlungen, die als Gartenstädte auf dem Grund ehemaliger Ziegeleien errichtet und in erster Linie durch Einfamilien- und Doppelhäuser in offener Bauweise geprägt waren. Dieses Bild ist bis heute noch entlang der Nordseite der Johanneskirchner Straße zwischen Oberföhringer- und Effnerstraße erhalten geblieben.
Die eingeschossigen Häuser mit steilem Dach reihen sich entlang der Straße, die Höhenentwicklung von Traufe und First ist einigermaßen homogen, auf den Dächern sitzen Gauben in unterschiedlicher Größe und Ausführung. Diese einfachen Satteldach-Häuser wurden ursprünglich in verputzter Ziegelbauweise errichtet, die Dächer mit Biberschwanz-Ziegeln gedeckt.
Bei der Planung des neuen Einfamilienhauses wurde das Motiv des kleinen Siedlungshauses mit steilem Satteldach und Gauben aufgegriffen und modern umgesetzt. Durch die Anpassung in Kubatur und Höhenentwicklung an die Nachbargebäude, fügt sich das moderne Haus trotz seiner Andersartigkeit in Fassade und Fensterformaten unaufdringlich in die alte Umgebung ein.
Im Inneren hingegen, ist es komplett anders organisiert. Da das Grundstück von der Straße im Süden bis zu der dahinterliegende Schule auf der Nordseite abfällt, wurde das neue Gebäude als Split-Level-Haus konzipiert und passt sich damit dem Gefälle des Grundstücks an. So liegen sowohl der Eingangs- und Koch-Essbereich auf der Südseite, wie auch der Wohnbereich auf der Nordseite ebenerdig zum umliegenden Gelände, und erlauben damit auf beiden Ebenen Austritte ins Freie sowie großzügige Terrassen als Erweiterung der Wohnräume. Das offen gestaltete Erdgeschoss wird primär durch den innenliegenden Treppenkern, der auch das WC, Versorgungsschächte, Einbauschränke, sowie den Kamin aufnimmt, unterteilt. Die beiden Ebenen des Erdgeschosses werden über eine breite, tiefe Treppe miteinander verbunden, die auch zum Sitzen am Kamin einlädt und sich im Außenbereich als Verbindung der unterschiedlichen Terrassenebenen wiederholt.
Durch zwei Lufträume über dem Eingangsbereich und der großzügigen Wohntreppe wird auch das Obergeschoss mit einbezogen, das neben zwei Kinder- und einem Gästezimmer ein Badezimmer beherbergt und sich ebenfalls über zwei Halbgeschosse erstreckt.
Im Gegensatz zu den alten Siedlungshäusern läßt das neue Einfamilienhaus mit seinen großen Fenstern viel Licht ins Haus. Vor allem die beiden großen verglasten Gauben im Dachgeschoss überraschen in dem großen Schlafzimmer mit Ankleide, sowie dem Wohnbad im obersten Halbgeschoss mit einer unerwarteten Großzügig- und Helligkeit. Die Offenheit des Hauses setzt sich auch hier fort, so wurde letztlich das komplette Dachgeschoss nicht wirklich vom Rest des Hauses abgetrennt.
Der Keller wurde im Gegensatz zum Rest des Hauses in Massivbauweise errichtet, ab dem Erdgeschoss kam Holzständerbauweise zum Einsatz, was der Bauherrin aufgrund des angenehmen Raumklimas sehr wichtig war. Passend zu der schlichten Holzschalung der Fassade wurde auch das Innere des Hauses relativ schlicht gehalten. Neben den weißen Wänden, den Betontreppen und dem Eichenparkett taucht immer wieder die Farbe schwarz in Kombination mit Messing als Kontrast auf.
Ausführung Holzbau: Projekt Holz GmbH
Schreinerarbeiten: JDW Interiors UG
Fotos: BooYeah
Neubau eines Einfamilienhaus in Marl-Sinsen, NRW 2013-2015
Das Baugrundstück grenzt im Norden und Westen an ein kleines Wohngebiet an, das vor etwa 35 Jahren erbaut wurde und durch Einfamilienhäuser mit asymmetrischen Satteldächern und Klinkerfassade geprägt ist. Südlich wird es durch die Neulandstraße und im Osten durch die Straße In de Flaslänne begrenzt und von dort auch erschlossen. Die gegenüberliegenden Straßenzüge sind ebenfalls durch eine Klinkerbebauung, hier jedoch vor allem mit Pultdächern geprägt. Das gesamte Gebiet ist inzwischen stark begrünt und so war auch das Baugrundstück auf drei Seiten komplett eingewachsen. Die meisten Bäume wurden gefällt, jedoch konnten zwei große Eichen entlang der Flaslänne erhalten werden.
Der neue Baukörper vermittelt mit seiner Volumetrie und den drei in unterschiedliche Richtungen geneigten Pultdächern in dieser Ecklage sehr gut zwischen diesen beiden Strukturen und fügt sich auch mit seiner Klinkerfassade gut in die Umgebung ein. Durch die Setzung der drei Kuben zueinander, einsteht neben der Terrasse im Südosten ein geschützter Innenhof im Westen. An diesen grenzen das Wohn- und Esszimmer sowie ein Arbeitszimmer an.
Das Haus ist in weiten Teilen barrierefrei konzipiert, sodass zwei Personen die Erdgeschossebene bewohnen können. Der Eingang befindet sich im nördlichen Baukörper, dort sind ebenfalls ein großes Schlafzimmer mit Bad und Ankleide, sowie ein Arbeitszimmer untergebracht. Vom Eingangsbereich umrundet man einen Kern, in dem ein weiteres Bad, sowie die Haustechnik untergebracht sind und gelangt durch einen kurzen Flur in den großzügigen Essbereich mit offener Küche, der sich über das Erdgeschoss des mittleren Baukörper erstreckt und in das offene Wohnzimmer im südlichen Teil des Hauses übergeht. Neben der Küche führt eine Treppe nach oben, wo sich zwei kleine Gästezimmer befinden. Diese, sowie das Schlafzimmer sind mit einem hochflorigen Teppich belegt, der die Räume extrem gemütlich macht. Im restlichen Teil des Hauses ist ein Dielenboden aus Eiche verlegt. Analog dazu sind auch die Treppenstufen sowie die Küchenarbeitsplatten ausgeführt. In den Bädern domieren Natursteine, am Boden graugrüner und schwarzer Schiefer, an den Wänden Marmorfliesen in weiß-grau-grün und weiß-lila-schwarz, was sehr schön mit der weißen Keramik harmoniert.
Die großzügigen Verglasungen lassen sehr viel Licht ins Haus und sind in weiten Teilen als feststehende Elemente ausgeführt und so ein gebaut, dass sie außen komplett hinter der Klinkervormauerung verschwinden. Die großen Schiebetüren öffnen zur Terrasse und zum Innenhof und beziehen somit den Garten mit ein. Dieser ist ziemlich einfach angelegt, die geklinkerte Einfahrt, sowie die Kies- und Rasenflächen mit einfacher Gräserbepflanzung geben dem Haus einen würdigen Rahmen.
Fotos: Simon Burko
Neubau eines Einfamilienhauses in Starnberg mit Joachim Jürke bei Jürke Architekten BdA
2012-2014
Das Baugrundstück liegt im Starnberger Ortsteil Söcking in einer ruhigen Wohnsiedlung und grenzt im Norden an einen Buchenwald an, dessen letzte Ausläufer in die nördlichen Grundstücksteile hineinragen und dem neuen Einfamilienhaus einen schönen Rahmen verleihen.
Daher wurde in der Entwurfsphase besondere Rücksicht auf die Gegebenheiten vor Ort gelegt, wobei nicht nur versucht wurde, den Baumbestand so weit wie möglich zu erhalten, sondern auch die vorhandene Topographie einzubeziehen. Da das Grundstück von Norden nach Süden abfällt, wird sowohl in der Volumensetzung, als auch im Nutzungskonzept dementsprechend auf die Umgebung eingegangen und dadurch eine Verzahnung von Haus und Natur erreicht.
Es entstehen drei einzelne Gebäudekörper, die sich um einen zentralen Treppenraum gruppieren und an der jeweiligen Stelle in die Hangsituation einfügen. Der Treppenraum erfüllt dabei nicht nur den Zweck, diese um Drittelgeschosse versetzten Körper miteinander zu verbinden, sondern schafft als Treppenskulptur auch den Mittelpunkt des Hauses, von dem aus alles erfahrbar ist. Durch die Höhenstaffelung der Volumen und die dunkle Fassade entsteht ein unaufdringliches Gebäude, das nach außen hin relativ klein und zurückhaltend wirkt und sich dezent in die Natur einfügt. Erst im Inneren werden die fließenden Räume und offenen Raumbeziehungen erfahrbar und es erscheint überraschend großzügig.
Ursprünglicher Wunsch der Bauherren war eine Neuinterpretation des klassischen Case-Study-Houses. Diese waren nicht nur durch die modulare Bauweise und ein damit verbundenes, komplett neues Wohngefühl geprägt, sondern konnten durch den Einsatz von Industrieprodukten auch in hohem Maße vorfabriziert werden
Das Thema der Vorfabrikation wird im Entwurf ebenfalls aufgegriffen, so werden die oberirdischen Gebäudeteile in Holzständerbauweise errichtet, was neben dem sehr angenehmen Raumklima, eine hohe Vorfertigung und damit einen relativ zügigen Bauablauf ermöglicht. Die vertikale, unregelmäßige Schalung der schwarz eingefärbten Lärchenfassade wurde in Anlehnung an die hohen, schmalen Stämme des angrenzenden Buchenwaldes entwickelt. Diese umgreift vor allem die geschlosseneren Fassaden im Norden, Osten und Westen, wohingegen sich das Haus im Süden stark zum Garten hin öffnet - ebenfalls ein Thema der Case-Study-Häuser.
Auch im Inneren wird das Material Holz bewusst als Gestaltungselement eingesetzt und taucht neben dem Bodenbelag auch als Wandbekleidung oder Treppenbrüstung auf. Um dem durch die unterschiedlichen Höhenniveaus etwas unruhigen Raumgefüge mehr Ruhe zu verlehen, herrschen insgesamt dezente Materialien und Farben vor: neben dem weiß geölten Lärchenholz kommen geschliffener Magnesitestrich, sowie schwarzer Stahl bei Küche und Kamin zum Einsatz. Ebenso zurückhaltend wurde auch der Garten gestaltet, der mit vielen Kiesflächen und immergrünen Stauden das harmonische Miteinander von Haus und Umgebung stärkt.
Fotos: Florian Holzherr
Neubau eines Reihenendhauses in Hohenschäftlarn, 2019-2022
Im Süd-Westen Münchens, zwischen Großstadt und Bergen, Starnberger See und Isartal liegt die Gemeinde Hohenschäftlarn mit knapp 6000 Einwohnern. Dass man auf dem Land angekommen ist, merkt man schnell, mitten in der Ortschaft weiden ein paar Kühe, der verwinkelte alte Ortskern wird von wunderschönen alten Bauernhäusern geprägt.
Um diesen ländlich-bäuerlichen Charakter zu bewahren, hat die Gemeinde eine Ortsgestaltungssatzung aufgesetzt, die der modernen Architektur ganz klar Einhalt gebieten soll. Von Dachform und Dachneigung, über Fassadenmaterial und Putzfarbe, bis hin zur Ausführung des Gartenzaunes ist so ziemlich alles festgelegt. Daher verwundert es nicht, dass der Neubau von außen doch relativ bescheiden und schlicht daher kommt, sich im Inneren aber eine ganz andere Welt auftut.
Durch die Anpassung in Kubatur und Materialität an die Nachbargebäude, fügt sich der hell verputzte Neubau unaufdringlich in die alte Umgebung und den idyllischen Garten ein. Das Innere hingegen spricht eine ganz andere Architektursprache. Es dominieren kühle Materialien, neben einer Edelstahlküche wurden Betonfertigteiltreppen und -decken verbaut und bewusst roh belassen, sowie im gesamten Haus ein geschliffener Estrich eingebaut. Durch die farbenfrohe und lebendige Einrichtung schafft es die dreiköpfige Bauherrenfamilie allerdings trotzdem eine sehr gemütliche und heimelige Atmosphäre entstehen zu lassen.
Die relativ großen Fenster lassen viel Licht ins Haus und öffnen nach außen, um die Wohnfläche nicht noch weiter einzuschränken, denn auch die Größe des Hauses wurde durch das Baurecht relativ stark limitiert. Um trotz vorgegebener Außenwandhöhe auch im Dachgeschoss noch Wohnraum zu schaffen, hat der kleine Eingangsbereich nur eine Raumhöhe von 2,20m, öffnet sich dann aber zu dem über drei Stufen anschließenden Wohn-Ess-Bereich mit einer Raumhöhe von 2,70m.
Durch je einen großen Zwerchgiebel auf der Straßen- und Gartenseite, erhält auch das Elternschlafzimmer mit offenem Bad im Dach eine unerwartetete Großzügigkeit. So entstanden auf den drei Etagen trotz kleiner Grundfläche doch immerhin etwas über 130 Quadratmeter Wohnfläche und der fehlende Keller wird durch das an die Terrasse anschließende Gartenhaus kompensiert, welches die gleiche Materialität aufweist und den Garten außerdem zur Straße hin abschottet.
Fotos: BooYeah
Sanierung und Erweiterung der Lindauer Hütte im Montafon, 2014-2016
in Kooperation mit Andreas Kreft, Studio Kreft
Die Alpenvereinshütte der Sektion Lindau liegt im Montafon auf knapp 1800 Metern am Ende des Gauertals vor der beeindruckenden Bergkulisse der Drei Türme und der Sulzfluh.
Sie wurde 1898 erbaut und im vergangenen Jahrhundert in mehreren Bauphasen immer wieder vergrößert und umgebaut. Außerdem wurde sie um weitere kleine Nebengebäude ergänzt, wodurch eine Gebäudeagglomeration entstand und das ursprüngliche Haupthaus im Laufe der Jahre immer mehr in den Hintergrund trat. Das Ungleichgewicht der verschiedenen Gebäudeteile zueinander wurde durch die letzte große Sanierung mit der Aufstockung des Haupthauses im Jahr 2008 etwas verbessert, jedoch bedurfte es vor dem Umbau einer noch deutlicheren Ausformulierung dieses Ansatzes. Aber auch abgesehen von den gestalterischen und räumlichen Verbesserungsmöglichkeiten, entsprach das alte Schlafhaus nicht mehr den heutigen technischen Standards, sowie den sich weiterentwickelten Anforderungen der Bergsteiger und Gäste. Daher entschieden wir uns für einen nachhaltig angelegten Neubau mit verbesserter Volumensetzung.
Hauptgedanke des Entwurfs war die Auflösung dieses Gebäudeensembles, sowie der Versuch die Gesamtstruktur durch Kleinteiligkeit und eine neue Setzung der Baukörper zueinander besser in die Landschaft zu integrieren. Dabei sollte die Hütte zu ihrer ursprünglicheren Anordnung in einzelne Baukörper zurückgeführt und die einzelnen Funktionen klar zugeordnet werden. Die örtlich vorherrschende Typologie der Almdörfer und lose im Tal verstreuten Hütten, die mit mehreren Einzelbauten eine dörfliche Struktur aufweisen und sich dadurch sehr zurückhaltend in die Umgebung einfügen, wurde damit aufgegriffen. Ein schönes Beispiel hierfür findet sich mit der Alpe Spora etwas weiter hinten im Gauertal.
Vor dem Umbau wurde die Hütte von dem riesigen Personal-/Schlafhaus dominiert, welches das Haupthaus als rückwärtigen Baukörper stark in den Hintergrund drängte. Durch den Rückbau mit anschließender Auflösung in kleinere Volumina, bildet die Hütte zusammen mit den anderen kleinen Nebengebäuden eine Art Hüttenensemble. Das neue Schlafhaus wurde gedreht und vom Personalhaus abgekoppelt, um die lange Front entlang des Weges aufzulösen. Zusätzlich weicht es nun gegenüber dem Haupthaus nach hinten zurück. Dadurch hat nicht nur die Terrasse auf der Südseite einen räumlichen Abschluss erhalten, sondern es ist auch ein größerer Vorplatz vor dem neuen Haupteingang entstanden. Das Personalhaus wurde außerdem umstrukturiert und mit einem neuen Dach und einer neuen Fassade versehen.
Im Inneren zeichnet sich das neue Schlafhaus durch eine helle, großzügigere Erschließung aus, die nicht nur der gesamten Hütte zugute kommt, sondern sich auch an verschiedenen Stellen zu Ruhezonen ausweitet und Bezüge nach außen herstellt. Dies ermöglicht auch gerade den Lagergästen, sich etwas abseits des Hüttentrubels zurückzuziehen und zur Ruhe zu kommen. Die neuen Schlafräume sind zwar relativ klein und kompakt gehalten, aber durch die Einbaumöbel sehr gut nutzbar und auch die Anzahl der Lagerbetten wurde deutlich reduziert.
Um den gesamten Ablauf innerhalb der Hütte zu vereinfachen, wurde auch im Bestand eine bessere Strukturierung vorgenommen. Durch eine Trennung und die Verlegung einiger Funktionen, wurden die Laufwege verkürzt und Engstellen entzerrt. Dies betrifft hauptsächlich den Haupteingang mit größerer Garderobe und neuem Empfang, sowie die Umstrukturierung der Wirtschaftsräume im Kellergeschoss und die Schaffung eines zusätzlichen Trockenraums.
In Anlehnung an die lokale Bauweise, die in der Wahl der Fassadenbekleidung deutlich zwischen Wohnhäusern und untergeordneten Wirtschaftsgebäuden unterscheidet, wurde für die Fassade eine geschlossene Boden-Deckel-Schalung gewählt. Diese setzt sich somit deutlich von der Schindelfassade des Haupthauses ab und macht die Verteilung der Funktionen in den verschiedenen Häusern auch nach außen hin ablesbar. Zum Schutz gegen die Witterung wurde unbehandeltes Lärchenholz verwendet, das im Laufe der Zeit eine silbergraue Färbung annimmt. Dadurch findet eine Anpassung an das Erscheinungsbild des Haupthauses statt und die Hütte gliedert sich farblich in ihre natürliche Umgebung ein.
Fotos: Simon Vorhammer
Neubau eines Doppelhauses in München - Oberföhring, 2018-2021
Das neue Doppelhaus befindet sich im sogenannten Richard-Wagner-Viertel, welches ab 1934 als neue Gartenstadt auf dem Grund einer ehemaligen Ziegelei errichtet wurde. Die Straßen sind nach Figuren aus den Opern “Lohengrin” und “Parsifal” benannt und die Siedlung ist durch Einfamilien- und Doppelhäuser in offener Bauweise geprägt. Die einfachen Satteldachhäuser wurden in verputzter Ziegelbauweise errichtet, die Dächer mit Biberschwanzziegeln gedeckt.
Dieses Bild ist bis heute vor allem entlang der Ostseite der König-Heinrich-Straße erhalten geblieben. Die eingeschossigen Häuser mit steilem Dach reihen sich entlang der Straße, die Höhenentwicklung von Traufe und First ist relativ homogen und auf den Dächern sitzen Gauben in unterschiedlicher Größe und Aus-führung. Zusätzlich wird die Siedlung durch eine starke Durchgrünung geprägt.
Bei der Planung des neuen Doppelhauses wurde das Motiv des kleinen Siedlungshauses aufgegriffen und modern umgesetzt. Es passt sich in Volumen und Höhenentwicklung an die umliegende Bebauung an. Dabei vor allem an das grenzständige Nachbargebäude, an das angebaut wurde, um das relativ kleine Grundstück möglichst sinnvoll zu nutzen. Da im Gegensatz zu den Altbauten ein offenes und großzügigeres Wohnkonzept gewünscht war, wird die einfache Kubatur auf der Straßenseite durch eine große Gaube und auf der Gartenseite durch einen großen Anbau erweitert. Diese sorgen in den beiden Dachgeschossen für deutlich mehr Großzügigkeit und eine bessere Nutzungsmöglichkeit der Räume. Durch die großen Fenstern gelangt viel Licht ins Haus und vor allem die vielen Dachfenster sorgen im oberen Dachgeschoss für Helligkeit. Um insgesamt mehr Raumhöhe zu schaffen, erschließt sich der zum Garten hin orientierte Wohn-Ess-Bereich im Erdgeschoss über 3 breite Stufen und schafft damit in diesem Bereich eine Höhe von 3m. Dieser Höhenunterschied wird im Bereich der Terrassen wieder ausgeglichen, wodurch jeweils eine großzügige zweiteilige Terrasse entsteht, und die kleinen Gärten auch gestalterisch nochmal aufgewertet werden.
Obwohl es sich um ein Doppelhaus handelt, lässt sich dies nicht sofort erahnen, wird das eine Haus doch von der Straße, das andere seitlich erschlossen. Und auch sonst sind die beiden Häuser nicht einfach nur gespiegelt, sondern im Inneren deutlich komplexer organisiert, was schon allein der unterschiedlichen Größe und Belichtungsmöglichkeit geschuldet ist. Die Erschließungskerne liegen jeweils in der Mitte und verbinden die einzelnen Geschosse über die Lufträume in den Treppenaugen miteinander. Die Betonfertigteiltreppen wurden bewusst so gelassen und bilden einen schönen Kontrast zu der sonstigen relativ schlichten Ausstattung. Es dominieren weiße Wände und warme Eichendielen, die schlichte Gestaltung und Farbgebung setzt sich in den hochwertig ausgestatteten Bädern und Schreinereinbauten fort und auch die Beleuchtung setzt die ruhigen Räume und hochwertigen Materialien schön in Szene.
Das Gebäude wurde in monolithischer Ziegelbauweise errichtet, der Holzdachstuhl mit Zellulose gedämmt und der Keller in Betonbauweise erstellt. Passend zu der schlichten, aber hochwertigen Innenausstattung, wurde auch das Äußere des Hauses sehr homogen gehalten. Die Farbtöne von Außenputz, Dachziegeln und Fenstern sowie der Spenglerarbeiten, wurden aufeinander abgestimmt und so fügt sich das moderne Haus trotz seiner Andersartigkeit unaufdringlich in die alte Umgebung ein.
Fotos: Oczko Stereo
Neubau eines Einfamilienhauses in Recklinghausen-Speckhorn, NRW 2017-2019
Das Grundstück an der Speckhorner Straße liegt im Außenbereich und wird stark geprägt durch den alten Baumbestand der Umgebung. Dies macht eine hohe Qualität aus, die möglichst erhalten und durch die Setzung und Ausformulierung des Baukörpers betont werden soll. In der näheren Umgebung finden sich viele eingeschossige Gebäude mit Klinkerfassade und Walm- und Satteldächern. In Anlehnung daran erhält der schmale Baukörper ein Schrägdach, das modern ausformuliert wird und sich so wieder von dem umgebenden Bestand absetzt. Über dem Erdgeschoss erhebt sich ein zweigeschossiges Satteldach, das an beiden Enden jeweils in einer großen Gaube endet und sich so zu einem Walmdach entwickelt.
Das neue Volumen wird so gesetzt, dass die Länge des Grundstücks ausgenutzt wird. Dadurch ergibt sich ein länglicher Baukörper, der in der Breite nicht den ganzen Bauraum ausnutzt, um noch genügend Abstand zu den seitlichen Nachbarn zu wahren. Es entsteht hinter der Garage ein kleiner geschützter Südgarten, sowie ein großzügiger ruhiger Garten im hinteren Grundstücksbereich, der dank der Baulücke zwischen den Nachbargebäuden die Nachmittagssonne einfängt und sich bis zur Gärtnerei im Norden erstreckt. Von der Straße aus, sieht man zunächst nur ein relativ kleines schmales Haus, die Länge wird kaum wahrgenommen.
Der offene Grundriss wird im Erdgeschoss durch zwei eingestellte Kerne unterbrochen, die die dienenden Funktionen wie Garderobe, WC, Hauswirtschaftsraum und die Einbauschränke der Küche aufnehmen. Sie trennen den südlichen Koch-Essbereich sowie den nördlichen Wohnbereich von der mittigen Erschließung ab. Es entsteht ein Wechselspiel von Enge und Weite, niedigeren und hohen Räumen. Die Erschließung erstreckt sich in dem 3-geschossigen Raum über eine skulpture Treppe bis nach oben unter das Dach und wird regelrecht inszeniert. Im Obergeschoss befindet sich auf der Nordseite der Elternbereich, auf der Südseite der Kinderbereich, im Dachgeschoss geht es auf beiden Seiten in jeweils ein Dachzimmer. Die innenliegenden Kerne werden rundherum in einem Material ausgeführt, das sich von den restlichen Wandflächen unterscheidet, sodass diese als Volumen wahrgenommen und abgelesen werden.
Fotos: BooYeah
Erweiterung eines alten Bauernhauses in München - Altperlach, 2022-2023
Das alte Bauernhaus liegt im idyllischen Ortskern von Altperlach, welcher unter Ensembleschutz steht, und wird von einer 5-köpfigen Familie bewohnt. Mit wachsender Kinderzahl und der teilweisen Verlagerung der Arbeit ins Home Office entsprach das kleine Bauernhaus nicht mehr dem Raumbedarf der Familie. Ein Umzug kam aus familiären Gründen nicht in Frage, daher wurde eine sich im ehemaligen Stall und an das Erdgeschoss anschließende Fläche dazugenommen und zum neuen Zentrum des Hauses ausgebaut.
Der knapp einhundert Quadratmeter große Raum mit der alten Gewölbedecke und den Stahlstützen und -trägern wurde von den Vorgängern relativ lieblos gestaltet und auch durch die Unterteilung in kleine Räume hielt sich der Charme ziemlich versteckt.
Nach Abriss der Innenwände, dem Einbau des neuen Bodens inklusive Fußbodenheizung, eines neuen Kamins und der großen Einbauküche, die sich über die gesamte Rückwand erstreckt, erstrahlt die Fläche nun in - vor allem von außen - völlig unerwartetem Glanz.
Sie bietet zusammen mit der dahinterliegenden Waschküche und dem neuen Bad eine nicht nur total schöne und funktionale, sondern auch sehr großzügige Gemeinschaftsfläche für die Familie, die sich von der Kleinteiligkeit des restlichen Hauses stark abhebt.
Durch die Lage im Erdgeschoss hat der neue Wohnraum nicht nur direkten Zugang zum Bauernhaus, sondern auch auf zwei Seiten Austritte in den Hof sowie einen kleinen Garten, was in dem alten Haus bisher gefehlt hat.
Schreinerarbeiten: Schreinerei Deinzer
Fotos: Simon Burko
Innenausbau einer Penthouse-Wohnung in den Lenbachgärten
in Kooperation mit Eva-Maria von Levetzow
Fertigstellung November 2018
Fotos: BooYeah
Mixed-Use-Building, Entwurf am Lehrstuhl für Entwurfsmethodik, Prof. Ueli Zbinden, TU München
Das Entwurfsthema sieht eine Neugestaltung des Nikolaiplatzes im Münchener Stadtteil Schwabing vor. Das Grundstück liegt im Herzen Schwabings an einer städtebaulich sehr interessanten Stelle, die zwischen der typisch münchnerischen Blockrandbebauung an der Leopoldstraße und einer relativ aufgelösten Bebauungsstruktur am Englischen Garten vermittelt. Exemplarisch für diesen Übergang liegt das zu bebauende Grundstück zwischen einem fünfstöckigen Bürgerhaus im Osten und der Seidlvilla von 1904 im Westen. Da der Nikolaiplatz entscheidend von der Seidlvilla geprägt wird, versuche ich sowohl in meiner Volumensetzung, als auch in meinem Nutzungskonzept, besondere Rücksicht auf sie zu nehmen. Den zugehörigen Park und den alten Baumbestand möchte ich so gut wie möglich erhalten und greife diese Verzahnung von Stadt und Landschaft in meinem Entwurf auf.
Dazu setze ich vier einzelne Gebäudekörper, die sowohl in ihrer Dichte, als auch in ihrer Volumetrie darauf eingehen. Die Höhenstaffelung der Volumen nimmt sowohl bezug auf die umliegende Bebauung, als auch auf die Besonnung und es findet auch innerhalb des Grundstückes ein Übergang von einer städtischen Struktur zu einem Stadtpark statt. Dies zeigt sich in der Freiraumgestaltung, die durch entsprechende Belagswechsel und Höhensprünge erfahrbar wird.
Passend zu ihrer Lage und Größe, werden die verscheidenen Baukörper mit jeweils unterscheidlichen Nutzungen belegt. Es findet nicht nur ein Übergang von einer städtischen zu einer aufgelockerten Bebauungsstruktur statt, sondern auch ein Übergang von öffentlich zu privat. Der entstehende Raum zwischen den Gebäuden wird durch die Erdgeschoßbelegung zu einem öffentlichen städtischen Raum, der nicht nur den Bewohnern vorenthalten bleibt. Da die einzelnen Gebäude vor allem auf der Ostseite relativ dicht stehen, spielen die jeweiligen Ecken eine übergeordnete Rolle und es findet durch deren Bespielung eine Kommunikation zwischen den Volumen statt.
Das größte Gebäude im Osten des Grundstücks beherbergt in den beiden unteren Geschossen eine neue Stadtteilbibliothek, die von der Dillstraße erschlossen wird, aber zum Vorplatz im Süden, wie auch zum eigentlichen Platz hin orientiert ist. Darüber befinden sich große Familienwohnungen, die an der Nordwestecke des Gebäudes erschlossen werden und vor allem Bezug zur Wohnerschließung des vierstöckigen Nachbargebäudes im Westen nehmen. Dieses wird im Erdgeschoss mit einer kleinen Buchhandlung und einem Literaturcafé belegt, die ebenfalls den Platz bespielen und damit beleben. Darüber befinden sich Wohnungen für Wohngemeinschaften mit relativ kleinen Zimmern und vergleichsweise großen Aufenthalts- und Gemeinschaftsräumen.
Das ebenfalls vierstöckige Gebäude im Süden des Grundstücks, vermittelt durch die vier Ladengeschäfte im Erdgeschoß zwischen Straßen- und Platzraum. Die Wohnerschließung, die sich wie ein Schlauch mittig durch das Gebäude zieht, vermittelt ein wenig den Eindruck einer Ladenpassage. Das Wohnkonzept ist hier auf Wohnen und Arbeiten für einen Alleinerziehenden oder eine kleine Familie ausgelegt.
Das vierte und kleinste Gebäude nimmt vor allem Bezug auf die Seidlvilla und beherbergt einen zusätzlichen Veranstaltungsraum, der über den platz und die Maria-Josepha-Straße erschlossen wird. Er kann zum Park der Seidlvilla hin geöffnet werden und es beteht somit die Möglichkeit, diesen für Veranstaltungen zu nutzen. In dem Gebäude befindet sich zudem eine kleine Gästewohnung, die vor allem den Gästen der Seidlvilla zur Verfügung steht.
Wie bereits erwähnt, besitzt jedes Gebäude ein eigenes Wohnkonzept. Was sich allerdings als immer wiederkehrendes Motiv in allen Wohnungen findet, sind Erker, die sich an den Gebäudeecken aus der fassade herausdrücken. Hinter diesen Erkern befinden sich übergroße Wohnräume mit einer Raumhöhe von 4,2m. Diese „Fenster zur Stadt“ beziehungsweise „Fenster zum Park“ verstärken ebenfalls die Kommunikation zwischen den einzelnen Gebäuden. Durch den Versprung der Geschossdecken an diesen Stellen, entstehen interessante Schnittlösungen, die sowohl innerhalb der Wohnungen erlebbar werden, als auch von außen deutlich sichtbar an der Fassade ablesbar sind.
Durch diese neue Bebauungsstruktur erfährt der Nikolaiplatz eine Neubelebung und wird zu einem Ort mit viel Aufenthaltsqualität, dem es trotz seiner relativ zentralen Lage gelingt, zwischen den Trubel der Leopoldstraße und der Verschlafenheit des Englischen Gartens zu vermitteln.
Erdgeschoss
Längsschnitt
Querschnitt
Querschnitt
1.Obergeschoss
2.Obergeschoss
3.Obergeschoss
4.Obergeschoss
Mitarbeit bei Konzeption und Realisierung der Loft Studios im Büro ARNOLD/WERNER Architekten, München 2015
Fotos: Florian Holzherr, Daniel Schwarz
Diplom im WS 2009/10 an der TU München, Prof. Ueli Zbinden, Lehrstuhl für Entwurfsmethodik
Die Stadt Zürich hat sich im Laufe der Jahrhunderte weniger am See, als vielmehr entlang der beiden Flüsse Limmat und Sihl entwickelt, die während der industriellen Entwicklung von weitaus größerer Bedeutung für die Stadt waren. Vor allem der untere Limmatraum galt lange Zeit als reines Industrieviertel, dem in der Stadtplanung wenig Bedeutung beigemessen wurde. Seit den 70er Jahren hat sich dies aber entscheidend geändert, nachdem die schrumpfenden Industrien im Westen der Stadt nach und nach immer mehr Areale freigaben, in denen sich vor allem die jüngere Generation mit Gastronomiebetrieben, Kultureinrichtungen und anderen Begegnungsstätten ansiedelte. Somit hat sich der Charakter des Limmatraumes im Laufe der Zeit vom reinen Industrie- zum wichtigen Stadt- und Landschaftsraum gewandelt und auch an Bedeutung für die gesamte Stadtentwicklung gewonnen. Der Limmatraum soll als Stadtraum von Zürich immer mehr ins Bewusstsein gerückt werden und sich so zu einem neuen Verweilraum für die Bewohner und Besucher Zürichs entwickeln.
Das neue Sprachenzentrum ergänzt die bestehenden Bildungsein-richtungen der Stadt Zürich und liegt am nördlichen Limmatufer im Quartier Wipkingen. In direkter Nachbarschaft befindet sich die Hardbrücke, die Zürich-West mit Wipkingen verbindet und in den 60er Jahren zu einer grossen Transitachse ausgebaut wurde. Dank einer Verkehrs-beruhigung im vergangenen Frühjahr wurde sie nun zu einer innerstädtischen Strasse mit Trambahn heruntergestuft, was eine neue Chance für einen Quartier-schwerpunkt von Wipkingen am nördlichen Brückenkopf darstellt.
Wipkingen zeichnet sich durch eine kleinteilige Bebauungsstruktur im durchgrünten Stadtraum aus. Zahlreiche Durchblicke zur Limmat und Wege entlang der Falllinie des Hanges prägen das Quartierbild. Diese Körnung wird in der städtebaulichen Setzung aufgegriffen und das Raumprogramm mit Bibliothek, Schulgebäude, Veran-staltungssaal, Café und Buchladen auf mehrere Gebäudekörper verteilt.
Durch deren Stellung zueinander, entstehen unterschiedliche Freiräume, die sich zum Fluss hin abtreppen und damit das Thema des Limmatraumes als Landschaftsraum aufgreifen. Diese Aussenräume erweitern nicht nur das Sprachzentrum, sondern schaffen eine neue Abfolge von Aufenthaltsorten für das ganze Quartier, es wird ein neuer Mehrwert für Zürich an der Limmat geschaffen.
Die drei Baukörper spannen einen Platz auf, von dem Schule und Bibliothek erschlossen werden. Der Eingang des Theaters liegt am Theaterplatz, unter dem Hauptplatz liegt auf Uferniveau ein grosses Foyer, das alle Gebäude intern miteinander verbindet und sich mit einem großen Panoramafenster komplett zum Fluss hin öffnet. Hier sind das Café und eine Bar untergebracht, die sich bei schönem Wetter mit vorgelagerter Terrasse bis zum Limmatufer aus-weiten und auch bei Veranstaltungen im Saal genutzt werden. Eine Rippendecke überspannt den 20x26m großen Raum. Deren Konstruktion stanzt sich an manchen Stellen durch die Platzdecke und bildet ein Oberlicht aus. Dadurch wird das Foyer zusätzlich belichtet und eine Beziehung zwischen oben und unten wird hergestellt.
Die verschiedenen Außenräume sind durch unterschiedliche Orientierung, Bodenbeläge und Bepflanzung geprägt und bilden andersartige Charaktere aus. Vom Wipkingerplatz aus kommend, passiert der Besucher zunächst den mit Granitplatten ausgelegten Vorplatz, bevor er zwischen Bibliothek und Schule auf den Hauptplatz geführt wird. Dieser unterscheidet sich mit geschliffenem Beton und Oberlichtern vom gepflasterten Theaterplatz, der sich aus Richtung des Bahnhof Wipkingen kommend, öffnet. Auf dem Weg nach unten zum Fluss wird der Besucher dann am bekiesten und mit Bäumen verschattete Gartenplatz vorbei-geführt, bevor er auf die Caféterrasse an der Limmat gelangt. Der Uferweg wird in die Freiraumgestaltung miteinbezogen, und die Böschung durch vier Sitzstufen ersetzt, die sich in den Fluss treppen und vor den Nachbargrundstücken unregelmäßig auslaufen.
Die Bibliothek ist der öffentlichste Teil des Sprachzentrums und wird als ein Ort der Begegnung und Kommunikation verstanden. Sie ist daher als offenes und einladendes Gebäude konzipiert und direkt an der Hardbrücke untergebracht. Mit ihren fünf Obergeschossen kann sie sich gegenüber den anderen öffentlichen Bauten in der Nachbarschaft behaup-ten und definiert die Eingangssituation zum Sprachzentrum.
Im Erdgeschoss liegt am Vorplatz der Buchladen, die Bibliothek selber wird vom Platz aus erschlossen, ist aber auch vom Buchladen aus zugänglich. Die Eingänge aller Gebäude sind etwas nach innen gerückt, in den Foyers herrschen Sichtbeton, Holz und Terrazzoböden vor.
Im Erdgeschoss hat der Bibliotheksbesucher die Wahl der Treppe nach oben zu Mediathek und Lesesälen zu folgen oder die Treppe nach unten zu Zeitschriftenlesezone und Café zu nehmen. Die Haupterschließung wendelt sich im Inneren entlang der Fassaden nach oben und erlaubt nicht nur unterschiedliche Blickrichtungen auf die Stadt, sondern auch einen freien Bewegungsfluss durch das Gebäude.
Da der Benutzungsreiz eines Buches sehr stark mit seiner Erreichbarkeit verbunden ist, und in einer fremdsprachlichen Bibliothek der Bestand an seltenen, kostbaren Büchern relativ gering ist, ist ein Teil der Magazine in den Lesegeschossen der Bibliothek untergebracht. Diese Magazine sind für die Benutzer zugänglich. Die Geschosse werden daher durch eingestellte Volumen zoniert, und es entstehen einfache und kurze Wege zwischen Arbeitsplatz, Freihandbereich und Magazin, ohne dass zusätzliche Mitarbeiter nötig sind.
Im 1. Obergeschoss befindet sich die Administration mit Verwaltung, Verbuchungszone und Leseberatung, sowie die Katalogterminals und weitere Garderobenschränke. In diesem Geschoss muss der Benutzer, der aus Foyer oder Café kommt, in den Bibliothekslift umsteigen, der zwischen Verbuchungszone und Lesegeschossen verkehrt.
Nimmt der Benutzer nicht den Lift, sondern folgt weiter der Treppe nach oben, passiert er zunächst die beiden Geschosse mit den Lesesälen, bevor er an der Mediathek im 4.Obergeschoss vorbeikommt und schließlich in die Kinderbibliothek im fünften Obergeschoss gelangt.
Grundsätzlich unterscheiden sich alle Geschosse durch die eingestellten Magazine, Blackboxen und Arbeitsräume voneinander, gleich ist jedoch, dass die Bücherregale immer nach innen gerückt sind, wodurch sich entlang der Fassaden unterschiedliche Lese- und Arbeitszonen ergeben, von wo aus man den Weitblick über die Stadt genießen kann.
Das Schulgebäude an der Hönggerstrasse ist mit seinen vier Obergeschossen etwas niedriger als die Bibliothek. Der Schüler betritt es vom Platz aus und findet sich im Foyer wieder, das über Galerien sowohl eine Beziehung nach oben zum ersten Unterrichtsgeschoss, als auch nach unten zu den Sprachlaboren herstellt.
An der Infotheke kann er sich über das Unterrichtsangebot informieren und hat auch hier wieder die Wahl der Treppe nach oben in die Unterrichtsgeschosse, oder nach unten zu den Sprachlaboren und dem Café zu folgen. In den Obergeschossen des Schulgebäudes sind die Flure durch ihre offene Gestaltung und die Bezüge zu den anderen Geschossen als Kommunikationsflächen für Lehrer und Schüler ausgebildet und somit keine reinen Verkehrsflächen mehr. Die Haupterschließung erfolgt mittig über eine grosse Treppe, die sich vom Erdgeschoss durch die drei Unterrichtsgeschosse bis zur Lehreretage im obersten Stock zieht. Die Klassenzimmer, bzw. Lehrerbüros sind rundherum entlang der Fassade angeordnet.
Pro Unterrichtsgeschoss gibt es immer vier grosse Klassenzimmer an den Ecken, sowie zwei kleine Klassen, die ihre Position in den verschiedenen Geschossen mit den Aufenthaltsräumen tauschen. Diese haben eine vorgelagerte Loggia und bilden im Geschoss darüber eine Galerie.
Dadurch entstehen zum einen unterschiedliche Geschosse, die Bezüge zu den anderen Etagen herstellen, zum anderen sind die Aufenthaltsräume und Loggien in jedem Geschoss in eine andere Himmelsrichtung orientiert. Das Lehrergeschoss befindet sich in der letzten Etage. Die Schotten der Klassenzimmer werden hier entweder zu kleineren Büros unterteilt, oder zugunsten der großen Aufenthalts- und Besprechungsräume aufgelöst.
Im kleinsten Gebäude ist das Theater untergebracht, das sowohl für Veranstaltungen der Schule, als auch als öffentlicher Multifunktionsraum für das Quartier genutzt und vom Theaterplatz aus erschlossen wird.
Der Besucher betritt das Foyer, in dem sich lediglich die Ticketkasse befindet und wird danach über eine grosse Treppe nach unten ins Café geführt. Im hinteren Bereich des Theatergebäudes befinden sich das Magazin und die Werkstatt. Beides kann über den Theaterplatz ebenerdig angelierfert werden und ist mit Tageslicht versorgt. Grosse Bühnenbilder werden über eine Hebebühne direkt auf die darunterliegende Bühne gelassen, kleinere Requisiten können mit dem Lastenaufzug befördert werden.
Die Mitarbeiter gelangen über das Zwischengeschoss, in dem sich Künstlergarderoben und Kleiderfundus befinden, hinunter in den Bereich neben der Bühne. Der Gast, der die öffentliche Treppe benutzt, kann unten zu rechter Hand seine Jacke an der Garderobe abgeben, bevor er links ins Café biegt, von wo aus der Theatersaal erschlossen wird.
In gleicher Weise werden die Besucher von Schule und Bibliothek nach unten ins Café geführt. Die Bibliotheksbenutzer passieren dabei die Zeitschriftenlesezone im Zwischengeschoss, die sich zu Gartenplatz und Limmat orientiert, und auf dem Weg aus dem Schulgebäude werden die Schüler an den Sprachlaboren vorbeigeführt.
Das Café selber ist ein 20 auf 26 m großer Raum, der sich mit einem Panoramafenster komplett zum Fluss hin öffnet. Er wird von einem Trägerrost überspannt, dessen Konstruktion sich an manchen Stellen durch die Platzdecke stanzt und ein Oberlicht ausbildet. Dadurch wird das Café zusätzlich belichtet und eine Beziehung zwischen oben und unten wird hergestellt. Der Theatersaal liegt parallel zur Limmat und öffnet sich seitlich mit einem großen Fenster zum Fluss.
DIPLOMARBEIT
Das Thema des alles vereinenden Sockels wird in der Fassadengestaltung aufgegriffen.
So öffnet sich das Café im Ufergeschoss zwar mit einem großen Panoramafenster zum Fluss, zeigt sich aber ansonsten als Sichtbetonsockel, der alle drei Gebäude zusammenhält. Dadurch wird trotz unterschiedlicher Fassaden der Einzelgebäude eine Einheit geschaffen.
Das Theater ist ein geschlossener Kubus mit großen bandartigen Öffnungen, die aus den inneren Funktionen abgeleitet werden. Der Saal öffnet sich seitlich zum Fluss, und ist auch von aussen als solcher erkennbar. Zum Abdunkeln gibt es große Vorhänge, die sich auch in den Fassaden der anderer Gebäudekörper wiederfinden.
Die Erdgeschossfassaden von Bibliothek und Schule sind ebenfalls als grosse Öffnungen in der Wand ausgebildet und stellen damit eine Verbindung zur Massivität von Theatergebäude und Café her. In den Obergeschossen lassen sich die Grundrissprinzipien auch auf die Fassadengestaltung übertragen. Eine gleichmäßige Pfosten-Riegel-Konstruktion umspannt Schule und Bibliothek geschossweise, wird jedoch in beiden Gebäuden mit unterschiedlichen Motiven aufgebrochen.
In der Bibliothek treten die eingestellten Volumen als geschlossene Körper an der Fassade hervor, im Schulgebäude wird das Raster von doppelgeschossigen Loggien gebrochen, die sich zu unterschiedlichen Himmelsrichtungen auf Platz, Vorplatz und Theaterplatz. öffnen.
Für einen ausreichenden Sonnen- und Blendschutz sorgen metallbedampfte Vorhänge im Innenraum, die je nach Bedarf geschlossen werden können.
Die Beschichtung sorgt dafür, dass zwar gefiltertes Licht ins Gebäude dringen kann, die Infrarotstrahlung aber größtenteils mit derselben Wellenlänge wieder nach aussen reflektiert wird. Obwohl die Durchsicht erhalten bleibt, wird daher ein zu starkes Aufheizen des Innenraumes vermieden.
In der Schule sind die Vorhänge mehrlagig gehängt, sodass die Möglichkeit besteht, die Räume komplett abzudunkeln. Hier gibt es im Gegensatz zur Bibliothek auch öffenbare Fenster, was für einen schnellen Luftwechsel während der Pausen von großer Bedeutung ist, zusätzlich ist aber auch das Schulgebäude mit einer Mischlüftung ausgestattet.
Durch die Aufteilung der einzelnen Funktionen auf getrennte Gebäude und die Abfolge der verschiedenen Aussenräumen soll eine kommunikative Atmosphäre entstehen, die für das Erlernen von Sprachen von entscheidender Bedeutung ist und ausserdem einen neuen Mehrwert für Zürich an der Limmat schafft.
Lageplan
Ansicht vom gegenüberliegenden Ufer
Schnitt durch Bibliothek, Foyer und Saal
Schnitt durch Bibliothek und Tiefgarage
Schnitt durch Schule und Tiefgarage
Erdgeschoss
1.Obergeschoss
2.Obergeschoss
3.Obergeschoss
4.Obergeschoss
5.Obergeschoss
1.Untergeschoss
2.Untergeschoss
Untergeschoss
Fassadenschnitt
Fassadenausschnitt